Zur Verleihung des Juliane Bartel Preises 2013
“Sie war Berlin, wenn es in Form war, die Stimme der Stadt – herb und unsentimental, ein schneller Verstand mit großem Herzen. … In den frühen siebziger Jahren brachte sie im “Echo am Morgen” Politiker auf Trab und im “SFBeat” Wohngemeinschaften zum Tanzen, und sie rettete ihr Gespür für Takt und Timing in die TV-Talkshows der achtziger und neunziger Jahre, in “III nach Neun” und “Alex”, in denen sie zum Fernsehstar wurde. Sie hatte Tempo. Sie feuerte Fragen, stellte Fallen, wirbelte Pirouetten und konnte, wenn es sein mußte, eitle Langweiler in Grund und Boden quatschen.” Das schreibt ein nicht benannter Redakteur im SPIEGEL in einem Nachruf zum Tod der Journalistin Juliane Bartel im Jahr 1998 (Link zum Nachruf). Im Jahr 2001 riefen das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit in Kooperation mit dem Norddeutschen Rundfunk Landesfunkhaus Niedersachsen, der Niedersächsischen Landesmedienanstalt (NLM), Radio Bremen, der Universität Hannover, dem Landesfrauenrat Niedersachsen e.V., der Landesarbeitsgemeinschaft kommunaler Frauenbüros Niedersachsen und der Vernetzungsstelle für Gleichberechtigung, Frauenbeauftragte und Gleichstellungsbeauftragten einen Medienpreis ins Leben, der ihren Namen trägt, einen Medienpreis, der Autorinnen und Autoren auszeichnet, deren Beiträge ein “realitätsnahes Bild der komplexen Lebenswelt heutiger Frauen zeigen” (Quelle: wikipedia, Link) und damit einen Beitrag zur Geschlechtergerechtigkeit leisten. Gestern Abend wurde der Preis wiederum in einer Feierstunde verliehen.
Braucht es heute eigentlich noch einen derartigen Medienpreis, möchte man fragen. In heutigen Zeiten hat sich in Saxchen Gleichberechtigkeit doch schon einiges getan. Pustekuchen. Cornelia Rundt, Niedersächsische Miniterin für Soziales, Frauen, Familien und Integration zitiert die Medienforscherin Maya Götz: “Auch wenn wir meinen, dass heute viel mehr Kommissarinnen ermitteln und Talkshows moderieren: in den Diskussionsrunden der Talkshow haben meistens die Männer das Sagen. Und auch ein pures Nachzählen beweist: Frauen sind deutlich unterrepräsentiert, besetzen weniger JHauptrollen und bedienen in der Regel vor allem die Stereotype der Frauen, wie Männer sie sehen. Das Bild derFrauen im Fernsehen ist geprägt von den Männern, die überwiegend die Macher und Entscheider dieser Fernsehwelt sind.” (Hier ein Link zu einem lesenswerten Artikel einer aktuellen Studie von Maya Götz).
Ganz klar also: Es braucht diesen Preis! Herzlichen Glückwunsch an die diesjährigen Preisträger*innen:
- Laura Freisberg und Julia Fritzsche “Stell Dich nicht so an! Indizien für eine Rape Culture” (BR), Kategorie Hörfunk – Der Beitrag behandelt das gängige Frauenbld und die hohe Dunkelziffer der Vergwaltigungen
- Sarah Judith Mettke “Transpapa” (SWR), Kategorie Fernsehfilm und Serie) – Der Film erzählt die Beziehung einer Tochter im Teenageralter und einer Mutter, die eine Geschlechtsumwandlung zum Mann vollzieht
- Jesko Friedrich und Dennos Kaupp “Schlüter: So wird Frau zum Mann” (NDR), Kategorie: Dokumentation, Reportage, Magazinbeitrag, kurz – Eine Satire zur ungleichen Behandlung der Geschlechter
- Maria Blumencron “Jesus und die verschwundenen Frauen” (ZDF), Kategorie: Dokumentation, Reportage, Feature, Magazinbeitrag, lang – Die Dokumentation inszeniert und berichtet wissenschaftlich begründet und fundiert über die Rolle der “gelöschten Frauen” um Jesus, die von den Männern, die die Geschichten des Neuen Testamentes zusammentrugen, entweder bewusst nicht erwähnt oder sogar zu Männern umgewandelt worden.
Danke auch das weibliche Saxophone-Quartett “Sistergold” für die fertizge musikalische Untermalung!
Der Beitrag “Schlüter: So wird Frau zum Mann” ist auf Youtube anzusehen – hier der Link: